unbekannte Werkstatt der LOBI
Burkina Faso
Gelbguss (cire-perdue) 84 cm
Prov.: Sammlung Karl William Heiss, erw. 2008
Hochinteressante, sehr seltene Divinations-Figur, die den früher so reich vorhandenen Gelbgießereien der Lobi entstammt. Alter: zwischen 1890 und 1920. Diese Skulptur vereinigt das männliche und das weibliche Geschlecht in einem Zwitterwesen der Vollkommenheit.
Die Geschlechter stehen zwar symbolisch Rücken an Rücken voneinander abgewandt, sind aber gleichzeitig in einer sich ergänzenden fruchtbaren Opposition – im wahrsten Sinn des Wortes – fest miteinander verschmolzen.
Diese Skulptur hat zwei Gesichter – das eine nach vorn, das andere nach hinten schauend. Sie soll die Fähigkeit besitzen, gleichzeitig nach vorn in die Zukunft und rückwärts in die Vergangenheit blicken zu können. Diese seherischen, vorausahnenden Kräfte machen diese Figur für ihre Besitzer, die fest an ihre Wahrsagekunst glauben, sehr wertvoll. Darüber hinaus übernimmt die Figur eine Schutzfunktion gegen unheilvolle Kräfte wie Hexen- und Schadenzauber.
Weiterhin ist sie nützlich als Mittlerin zwischen den unsichtbaren Wesen, die positiv oder negativ in das Leben der Menschen eingreifen können, je nachdem, wie es um die Opfergaben bestellt ist.
Typisch für den Stil der Lobi-Künstler sind die korpulenten Bäuche ihrer Figuren, die kleinen Brüste, die etwas mürrischen (oder nachdenklich-grüblerischen) Gesichter und die breiten, vorstehenden, leicht geöffneten Lippen. Die Arme unserer Figur hängen gradlinig nach unten, die Füße sind freistehend.
Der weibliche Teil der Skulptur trägt außer mehreren Arm- und Fußreifen den mondsichelförmigen ´kukukhel´-Brustanhänger, der männliche ebenfalls Arm- und Fußreifen.